Zufrieden sass er da, nuckelte an seinem Bier und biss strahlend in sein Schnitzelbrot. Sicher, diese Szene, welche im Übrigen unser Trainer Thomas Koller beschreibt, verfügt über einen gewissen Reiz. Denn: Ein Bier und ein Schnitzelbrot ist nicht zu verachten. Allerding ist die Frage legitim, was ein Schnitzelbrot mit dem knallharten Titelkampf der Coca-Cola-League zu tun hat.
Zur Aufklärung:
In einer erneut emotionalen Rede vor Spielbeginn äusserte Koller den Wunsch nach den angepeilten drei Punkten sich ein Schnitzelbrot zu gönnen und dabei zufrieden die geschlagenen Rheintaler anzulächeln. Koller kam dann auch in den Genuss dieser leicht arrogant angehauchten Aktion. Dieser ging aber 90 teils aufregende Minuten vor, zu welchen ich nun komme.
Das Trainerduo warte im Vorfeld dieser Partie mehrfach vor dem körperbetonten Spiel der Montlinger. Ausgerechnet Marco Mettler, der zwar des Öfteren von Teamkollegen liebevoll „weisser Brasilianer“ genannt wird, sonst aber durch knallhartes Grätschen auffällt, unterlief der erste Fehler. Dies ist aber weniger dem fehlenden Kampfgeist des leidenschaftlichen Vize-Bayern-Fans geschuldet, sondern mehr den technischen Defiziten, die in dieser Situation zum Zug kamen – 1:0 für letztjährigen Meister der Coca-Cola-League in der zweiten (!) Spielminute.
Doch wenn die A-Junioren in einem konstant sind, dann in Sachen Moral. Man liess sich durch den frühen Dämpfer nicht im Geringsten aus der Ruhe bringen – Im Gegenteil. Die Rheintaler imponierten zwar mit dem prophezeiten Kampfgeist, waren aber den rotgekleideten (in den drei Spielen, bei welchen mit den roten Trikots aufgelaufen wurden, kassierte man lediglich vier Tore, in den restlichen vier Spielen zappelte der Ball rund 15 Mal (!) im Netz der Winkler – wirken die roten Tenues etwa abschreckend für die gegnerischen Angreifer?) Winkler unterlegen im Hinblick auf Kreativität und Spielwitz.
Ilir Ukaj, Leader in der Abwehrkette der Gründi-Elf markierte in 32. Minute den Ausgleich. Nun beschränkten sich die Aufgaben des Heimteams nur noch auf das Verteidigen des eigenen Tores. Joel Herde, seines Zeichens Innenverteidiger brillierte aber gut fünf Minuten vor dem Pausenpfiff als Torjäger. Nach einem Eckball stand er goldrichtig und schob zum psychologisch wichtigen Führungstreffer ein. Sicher um ein vielfaches ansehnlicher als sein Treffer war sein Torjubel. Die rechte Hand in die schwüle Rheintaler Luft haltend sprintete er in Richtung Eckfahne – herrlich!
Neben dem ärgerlichen Gegentor verzeichnete die Winkler Elf leider eine weitere Negativbotschaft. Thomas Koller musste die Coaching Zone verlassen nach einem verbalen Schlagabtausch mit dem Deutschen Schiedsrichter. Wobei Koller, sonst zwar kein Kind von Traurigkeit, eigentlich kein Vorwurf zu machen ist. Der umstrittene Schiedsrichter schaffte es leider in der gesamten Spielzeit nicht für ausreichend Fingerspitzengefühl zu sorgen. So wurden Fouls unnötigerweise abgepiffen, was den Spielfluss erheblich beeinträchtigte.
Im zweiten Durchgang flachte die Partie merklich ab. Aus Sicht der Winkler konnte allerdings eine nicht unwichtige Erkenntnis gewonnen werden. Wohl zum ersten Mal sah man sich in der Lage einen Vorsprung souverän über die Zeit zu bringen. Mehr noch: Nach einer knappen Stunde musste Sturmtank Simon Hofstetter nach überragender Vorarbeit vom Bündner (ich entschuldige mich hiermit für den Fauxpas, Nando in einem Matchbericht einst als Liechtensteiner bezeichnet zu haben.) Nando nur noch den Fuss hinhalten – 3:1, die Entscheidung.
In der Folge liessen die St. Galler nichts mehr anbrennen. Man schaltete einen Gang zurück und hielt zeitgleich die Rheintaler in Schach. Ilir Ukaj setzte mit einem Freistoss von der Mittellinie den Schlusspunkt. Der Ball passierte Freund und Feind und schlug im Tor der Montlinger ein. Ilir Ukaj, der mit seinem Auftreten an Real-Star Cristiano Ronaldo erinnert, zieht somit mit Kapitän Simon Hofstetter gleich, der ebenfalls fünf Tore erzielt hat – Ein spannender Zweikampf, bei welchem Ilir Ukaj als leichten Favorit angesehen wird.
Nach diesem starken Sieg setzt man sich in den oberen Tabellenregionen fest. Lediglich ein Punkt trennt die Winkler Mannschaft vom ersten Rang. Es darf bereits jetzt von einer gelungenen Saison gesprochen werden, ist der Abstieg doch so gut wie verhindert. Allerdings, das wurde zumindest mir und Simon Hofstetter beim gestrigen Fachsimpeln bewusst, liegt noch mehr drin. Und wenn man sich einen kleinen Ausblick erlaubt merkt man, dass am letzten Spieltag der Erstplatzierte aus Chur im Gründenmoos zu Gast ist – eine Ausgangslage, die uns durchaus bekannt ist. Das Team ist mehr als intakt, das Potenzial gross, die Rahmenbedingungen perfekt – macht was draus!
Heute Dienstag steht das Freundschaftsspiel gegen unsere 1. Mannschaft an. Armando Senese sprach von einem nächsten „Opfer“, das es zu bezwingen gilt. Wir sind gespannt!