Das Herzschlagfinale auf der Insel, wo sich die bisherige Nummer Eins der Stadt, Manchester United, mit dem „noisy neighbour“, wie es Sir Alex Fergueson einst ausdrückte, Manchester City, in einem Fernduell um den Titel duellierte – es war nichts dagegen. Selbst Zuschauer der legendären Finalissima vor gut einem halben Jahr rauften sich die Haare und schauten ungläubig auf den berühmten Platz 7, auf welchem sich die Gäste aus Tägerwilen mit der Gründenmoos-Elf die Punkte teilten. Die Rede ist aber nicht von einem müden Kick, welcher 0:0 endet und lediglich die Taktikfüchse freut, nein. Denn die Protagonisten auf dem Platz bescherten den Matchbesuchern rund acht Tore – 4:4!

Beginnen wir am Anfang:
Für die St. Galler gestaltete sich die Ausgangslage mehr als lukrativ. Denn blieben die drei Punkte im Gründenmoos, so würde man den so begehrten Tabellenplatz Eins übernehmen. Für das Trainerduo war demnach die Marschrichtung klar: Ein Sieg ist Pflicht!

Im Tor schenkte man erneut Simon Jost das Vertrauen. Der stämmig gebaute Keeper, so viel darf man bereits jetzt schon sagen, zeigte eine grundsolide Leistung. Erwähnenswert sicherlich auch, dass die B-Junioren Adrian Simic sowie Allrounder (er schnupperte bereits in beinahe jede Mannschaft unseres FCW’s rein – sind die Veteranen auch ein Thema?) Lars Hörler die Equipe des Mostbröckli-Gastgebers verstärkten. Im neuen Stamm-System, dem 4-1-4-1 begann man Mission Tabellenführer.

Die Startminuten gehörten gleich dem Heimteam. Defensiv stabil und offensiv mit ersten vorsichtigen offensiven Akzenten, versuchte man, das Spiel in die Hand zu nehmen. Das erste Tor fiel aber entgegen des Spielverlaufs. Als sich die Thurgauer zum ersten Mal in die Nähe des Winkler Tores begaben, lag der Ball bereits im Netz vom zukünftigen Pitsch-Sport-Inhaber Simon Jost. Eine Flanke von links fand einen Tägerwiler Abnehmer, der via Kopf zum 1:0 traf.

Die schwarz gekleideten Gastgeber drückten aber weiterhin aufs Gaspedal. Diese Bemühungen fanden aber vorerst ein jähes Ende. Der FCT wusste mit unglaublicher Effizienz zu überzeugen. Denn auch der zweite Schuss aufs Winkler Gehäuse zappelte im Netz – 0:2! Doch eines stimmt beim Team um Koller und Senese mit Sicherheit: Die Moral. Nicht zum ersten Mal schaffte es das Team auf einen Rückstand zu reagieren. Robin Lehmann schlenzte den Ball in unnachahmlicher Manier ins Tor der Thurgauer zum Anschlusstreffer (29.).

In Minute 36 wurden die Zuschauer zeugen eines magischen Moments. Robin Lehmann, in dieser Szene eine gewisse Ähnlichkeit besitzend mit Grössen wie Maradona, Messi oder Zidane, lancierte überragend Mittelfeld-Motor Patrick Studer, der den Ausgleich erzielte. Als Adrian Zollet nur Augenblicke später am stark parierenden Torwart der Tägerwiler scheiterte, war die Dominanz wieder hergestellt.

Nach der Pause waren beide Teams auf Vorsicht bedacht, wobei noch immer die Winkler dem möglichen Siegtreffer bedeutend näher waren als der Gast. Nach einer guten Stunde zeigte Jetset-Profi (wurde extra für das Spiel aus Düsseldorf eingeflogen) Simon Hofstetter warum er Stürmer geworden ist. Er lauerte auf den Rückpass des Tägerwiler Verteidigers, welcher den Ball zu seinem Torwart zurückspielte. Unser Kapitän erlief allerdings den Ball, ging am Torwart vorbei und wollte zum Führungstreffer einschieben. Plötzlich ertönte ein Pfiff – Abseits. Zur Stunde werden noch Gründe gesucht, was der Schiedsrichter dort zu einem Offside-Pfiff bewegte.

Gut zehn Minuten vor Spielende, inmitten leidenschaftlich vorgetragener Angriff der Winkler, fiel das 3:2 für die Tägerwiler nach einem Standard.

Es war erneut Robin Lehmann, der die Mannschaft zurück ins Spiel brachte. Aus etwa 40 Metern zirkelte er einen Ball direkt ins Tor. Der als Flankenball gedachte Pass flog an Freund und Feind vorbei ins Tor.

Der nun als Stürmer agierende Ilir Ukaj traf nach einem Corner gar zum 4:3 – Unglaublich! Die Szenen erinnerten den Aufstieg in die Meisterklasse. Dass man aber genau in dieser spielt, zeigt die Tatsache, dass die Tägerwiler mit dem Schlusspfiff den Ausgleich erzielten.

Sicher, der Punktverlust ist hart. Jedoch darf man nach sechs Runden bilanzieren, dass man in keinem einzigen Spiel, die schlechtere Mannschaft stellte. Kann man sich nun aufrichten und das nächste Spiel siegreich gestalten, so ist Platz Eins noch immer in Reichweite.