Wichtiger Punktgewinn in extremis

Acht Tore und zwei Platzverweise: Auf dem Gründenmoos wurde an diesem Sonntagmittag so einiges geboten. Bei Winkeln trat Geburtstagskind Adrian Simic als Doppeltorschütze in Erscheinung. Ukaj eröffnete den Torreigen nach elf Minuten und einem Corner von Huskic. Danach drehte Tägerwilen die Partie, ehe der FCW reagierte und Simic zum 2:2 traf. Tägerwilen zog auf zwei Tore weg, jedoch gelang es der Gründenmooself in einer turbulenten Schlussphase noch, das Score auszugleichen.

St.Gallen, Gründenmoos – Gegenüber der 0:5-Pleite vergangenen Samstag in Jona nahm Trainer Senese einige Veränderungen vor. Schiess und Knöpfler standen aus Gründen der persönlichen Einstellung nicht in der Startelf. Zudem verzichtete der Coach zunächst auf den Einsatz des angeschlagenen Captains Herde. Hörler übernahm dessen Posten. Auch taktisch wurden Umstellungen vorgenommen: Der FCW agierte heute im 3-2-3-2 mit Dreierkette, zwei Sechsern und zwei Stürmern. Das Ziel: Tore schiessen. Das hatten die Kantonshauptstädter bis dato zu selten getan. Die Kehrseite: Die Defensive sah sich in diesem System umso heftiger mit dem Konterspiel der Tägerwiler konfrontiert.

Spektakel war also garantiert und sollte auch folgen. Mit Ardit Ukaj traf aber zunächst ausgerechnet erneut ein Verteidiger. Zur Verdeutlichung: Das letzte Winkler Stürmertor vor dieser Partie datiert vom 25. August. Amir Huskic, der nach Verletzung sein Startelfdebüt gab und gleich die wichtige Position des Zentraloffensiven ausfüllte, fand per Corner Ukaj am zweiten Pfosten. Dieser traf stilsicher per Schienbein zum 1:0.
Danach verweigerten sich die Platzherren jeglichen Fussballs. Winkeln agierte nervös und schlug bei jeder Gelegenheit die Kugel weit nach vorne. Anstatt Ball und Gegner laufen zu lassen, schenkte man Tägerwilen ein ums andere Mal das Leder und lief freiwillig hinterher. Die konterstarken Gäste liessen sich nicht lange bitten und drehten die Partie mit zwei Treffern innert drei Minuten. Dabei wurde es ihnen von der Winkler Defensive zu einfach gemacht.

Nach dem Doppelschlag zeigte der FCW Moral und fand zurück zu seiner eigentlichen und einzigen Waffe: Dem Kurzpassspiel. Nach einer schönen Kombi legte Huskic für Simic ab und das Geburtstagskind durfte sich für den Ausgleich beglückwünschen lassen. Schön und gut. Doch die Defensive der Gründenmooself glich weiterhin einem Sieb. Weder als Team noch in den Einzelaktionen wusste Winkeln zu überzeugen.
Spätestens ab der 36.Minute konnte man nicht mehr von irgendeinem normalen Spiel reden. Jost vermasselte das Timing beim Rauslaufen und Abfangen eines Steilpasses und zog unglücklich die Notbremse. Winkeln wurde und wird gleich dreifach bestraft: Penalty sowie Platzverweis, also Dezimierung des Teams und Sperre für Jost. Es folgte das fünfte Tor in der ersten Halbzeit. Interimsgoalie Hochreutener konnte das auch nicht mehr verhindern.
Vor der Pause mussten er und seine Vorderleute dann mit dem 2:4 auch noch die Vorentscheidung schlucken. Für den Rest des Spiels schlüpfte Ukgjini in die ungewohnte Rolle des Schlussmannes.

Die erste Halbzeit sah nicht weniger als eine rote und drei gelbe Karten. Der Unparteiische aus dem Thurgau unterband mit seinem Handeln jeglichen Spielfluss und spielte sich als Einzeldarsteller auf.

Senese vorderte seine Männer auf, nicht aufzugeben und Charakter zu zeigen. Auf alle Fälle zeigte die Gründenmooself im zweiten Durchgang eine bessere Leistung, liess den Ball nun laufen und arbeitete defensiv als Team. Die Gäste schienen mit dem Resultat mehr als zufrieden zu sein. Tägerwilen liess sich weit in die eigene Hälfte zurückfallen und den Gegner kommen. Sie wollten nun den Sieg irgendwie über die Zeit retten. Dies sollte schiefgehen.
Eigentlich war Winkeln durch die rote Karte ab der 36.Minute permanent in Unterzahl. Doch Tägerwilen machte diese Tatsache vergessen. Der FCT holte sich neben zahlreichen gelben Karten auch eine Gelbrote ab und spielte damit ab ca. der 55. Minute ebenfalls nur noch zu zehnt.

Die Platzherren erarbeiteten sich in der Folge die Torchancen, liessen sie aber zunächst wie in den Spielen zuvor ungenutzt. Erst in der 77.Minute gelang der Gründenmooself der Anschlusstreffer. Nach einer Flanke von Studer traf Simic zum 3:4. Der FCW suchte nun verzweifelt den Ausgleich. Ein Unentschieden war eigentlich das grösste anzunehmende Übel, verlieren aber war schlicht verboten.
Dann wurde Studer von seinem Gegenspieler im Sechzehner umgerempelt. Es gab Penalty. Zepackic trat an, verwandelte ihn und erlöste den FC Winkeln. Direkt danach pfiff Capozzi das Spiel ab. Der Punktgewinn war in letzter Sekunde sichergestellt, die Erleichterung beim FCW spür- und greifbar. Doch die Situation im Tabellenkeller präsentiert sich nach wie vor als gefährlich. Dieses Finish muss bei Winkeln alle Energien freisetzen, um wieder erfolgreich Fussball zu spielen und die Serie von mittlerweile vier sieglosen Partien in Folge zu beenden. Das Team hat Moral bewiesen. Gewonnen ist noch nichts.

Telegramm:

Sportplatz: Gründenmoos
SR: Michele Capozzi (Sirnach)

FC Winkeln:
Jost (43.Ukgjini); Hörler (C), Ukaj (46.Herde), Mettler; Kahn (70.Osman), Simic; Studer, Huskic (80.Knöpfler), Hochreutener (66.Mettler); Kuppelwieser, Zepackic (46.Schiess (87.Zepackic))

Tore:
1:0 – 11. Ukaj
1:1 – 19. FC Tägerwilen
1:2 – 21. FC Tägerwilen
2:2 – 30. Simic
2:3 – 36. FC Tägerwilen (Foulpenalty)
2:4 – 40. FC Tägerwilen
3:4 – 77. Simic
4:4 – 90. Zepackic (Foulpenalty)

Strafen:
Jost (Rot 36., Notbremse), Mettler (Gelb 25., Foulspiel), Hörler (Gelb 78., Meckern), 1x Gelbrot für Tägerwilen, 2x Gelb für Tägerwilen

Bemerkungen:
FCW ohne Stojanovic und Petrovic. FCW mit Studer (1.Mannschaft)