Vor gefühlten 20’000 Zuschauern feiern die Winkler A-Junioren den Aufstieg in die Meisterklasse – dies in einem an Spannung kaum zu überbietenden Finish.

Die Nachspielzeit war bereits weit vorangeschritten, als ein starker Robin Lehmann zum Pass ansetzte. Das Leder flog tief in die Spielhälfte des favorisierten USV Eschen-Mauren, welcher beim aktuellen Resultat von 2:2 den Aufstieg inne gehabt hätte. Ich befürchtete, der Ball ist für den heraneilenden Andrin Monstein zu steil. Zum Glück bestätigte sich diese düstere Vorahnung nicht. Wie in den gesamten gut 95 Spielminuten, wusste Andrin auch in dieser Situation zu überzeugen. Gewohnt technisch versiert, nahm er den Ball an und bezwang den Liechtensteiner Keeper aus 16 Meter. 3:2!
Beim Sprint in Richtung des Siegtortschützen, welcher gar von „Eis“-Trainer Jack Hörler überrannt wurde, brüllte ich meine ganzen Emotionen heraus. Allerdings musste ich feststellen, dass ich aufgrund des Lärmpegels im sonnigen Gründenmoos meinen eigenen Schrei nicht mehr hörte. Dieser Fakt unterstreicht, welche Ausnahmesituation auf dem ominösen „Platz Sieben“ herrschte. Einige Sekunden später pfiff der Schiedsrichter die unvergessliche Partie ab, was gleichbedeutend mit dem Aufstieg in die seltsam klingende „Coca-Cola-League“ war.

Der Grundstein für diese entscheidenden drei Punkte wurde bereits früh morgens gelegt. Um 08.15 Uhr fand man sich in Herisau ein, wo Thomas Koller und seine Frau Angela dem Team einen schmackhaften „Zmorge“ offerierten. Eine kleine Randnotiz: Ich bekundete Mühe mit der Zeitumstellung, weshalb ich bedeutend zu spät beim vereinbarten Treffpunkt erschien. Experten munkeln aber, dass ich durch dieses Ausschlafen erst zu dieser soliden Leistung fähig war. Die obligatorische Strafe von rund 75 Franken begleiche ich mit dem Schreiben dieses Textes, dies sei Vollständigkeitshalber noch erwähnt.
Auf alle Fälle zeichnete sich die Familie Koller durch ihre Gastfreundlichkeit aus. Lars Hörler, der zur Verstärkung in die Mannschaft rückte, genoss das Privileg einer Hausführung durch den kleinen Fabio (2). Derweil versuchte sich Jorge an verschiedensten Kinderspielzeugen. Leider mit mässigem Erfolg. Nach dem Aufarbeiten des Wochenendes und dem Essen von dutzenden „Brötli“ trat die Winkler Equipe den Weg in Richtung Gründenmoos an. Bei House-Musik zog man sich das ehrwürdige Winkler Dress über und begab sich schon bald zum Einlaufen. Es herrschte ein Level an Konzentration, welches wohl unerreicht bleiben wird. Das Team tankte letzte Motivation beim Hören des Songs „Stand Up For The Champions“.
Dann schlug die Stunde der Wahrheit. Angeführt von Kapitän Simon Hofstetter schickte sich die Mannschaft in den Kampf um den Aufstieg. Bereits nach wenigen Augenblicken war klar, dass sich Eschen-Mauren als erwartet starker Widersacher präsentierte. Der Erstplatzierte verfügte über gleich vier Spieler, welche sonst in der 1. Liga für Eschen-Mauren die Knochen hinhielten. Die St. Galler zeigten sich aber wenig beeindruckt und drückten sogleich aufs Tempo.
Für die zahlreich erschienen Zuschauer entwickelte sich eine an Niveau sehr ansehnliche Partie. Taktisch hochstehend, gespickt mit vielen Offensivaktionen – dies dient als gute Beschreibung des hart geführten Spiels. Die leichte Feldüberlegenheit trug in Minute 32 erste Früchte. Joel Herde nutzte eine Unstimmigkeit in der USV-Abwehr nach einem Corner – 1:0! Die Gründenmooself lag sich in den Armen.
Beim Pausentee schwor man sich für die letzten 45 Minuten dieser Saison, womöglich in dieser Spielklasse ein. Mit vornehmer Verspätung bildete man vor Anpfiff des zweiten Durchgangs erneut einen Kreis und motivierte sich noch einmal. Gut zehn Minuten waren gespielt, da musste man einen herben Dämpfer verkraften. Jeton, welcher wegen einer gelben Karten des sonst bärenstarken Daniel Göldi, zehn Minuten das Tor hüten musste, unterlief einen Ball, was den Ausgleich bedeutete. Nichtsdestotrotz gaben sich die Schwarz-Weissen nicht auf. Man fightete vorbildlich und kreierte weitere Chancen. Nach 75 gespielten Minuten lancierte ein laufstarker (!) Robin Lehmann Adrian Zollet. Dieser wusste die Chance zu verwerten und schob zum 2:1 ein – der Aufstieg war zum Greifen nahe!

Was sich dann aber abspielte, ist mit Worten eigentlich nicht zu beschreiben. Denn eine aufopferungsvoll kämpfende Winkler Elf war nun bemüht, das Ergebnis über die Zeit zu retten. Der starke Abwehrverbund um Torschütze Joel Herde, den eingewechselten Lars Hörler, einen überragenden Ilir Ukaj, sowie meine Wenigkeit, liess keine nennenswerten Versuche zu.
In der 90. Spielminute schnappte aber die Winkler Abseitsfalle nicht zu, was aber weniger dem Stellungsspiel der St. Galler, sondern mehr dem Unvermögen des Unparteiischen geschuldet war. Daniel Göldi, der ungemein viel Sicherheit ausstrahlte, konnte den Ausgleich nicht mehr verhindern. Das prallgefühlte Gründenmoos verstummte. Die Winkler trugen letzte Angriffe vor, welcher aber wenig Hoffnung auf ein Happy End zuliessen. Zumindest bis zum Augenblick, wo Robin Lehmann den Ball in Lionel-Messi-Manier über die Liechtensteiner Abwehr spitzelte und so den Weg für den unglaublichen Siegtreffer ebnete.
Nach Abpfiff spielten sich emotionale Szenen ab. Wildfremde Menschen lagen sich in den Armen und feierten mit stehenden Ovationen die ambitionierte Winkler Mannschaft, die sich im kommenden Frühling in der Meisterklasse versucht. Stolz wurde zur Kenntnis genommen, dass man beim FC Winkeln nun über die stärkste A-Junioren-Mannschaft in der ganzen Stadt St. Gallen verfügt. Bei Bier und weiteren alkoholischen Getränken feierte man bis spät in die Nacht.

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